Ab in den Urlaub … und die Probleme reisen mit

Ab in den Urlaub! …und die Probleme reisen mit

Als ich eines Abends beim Strandbummeln war, da fiel mir eine blonde Frau mittleren Alters auf, die traurig und in sich gekehrt auf das Meer blickte, während Tränen auf ihren Wangen herunter liefen. „Traurig?“, frage ich sie vorsichtig… und so kamen wir ins Gespräch. Und irgendwann erzählte mir die Frau von ihren Problemen, ihrer immer problematischer gewordenen Ehesituation, mit einem Mann, der sehr viel trinkt, und der Hoffnung, nun hier im Urlaub, mit ihrem Ehemann, endlich einmal über sich und ihre gemeinsamen Probleme reden und diese vielleicht lösen zu können.
„Aber nun sitzt er hier in der Ferienwohnung, hat ständig schlechte Laune und wenn ich etwas sage, dann bin ich wieder die Böse und er geht in irgendeine Bar und trinkt genau so wie daheim. Ich möchte nur noch weg, nur raus, nur noch allein sein, nichts mehr hören und sehen“ sagte sie, während ihr nun wieder die Tränen herunter liefen.

Diese Frau ist, wie so viele andere auch, in die Falle der großen Illusion gegangen, der Illusion zu glauben, man fliegt in den Urlaub und dann – Simsalabim! – hier geht alles viel besser als daheim und alle Probleme sind weg. Aber die Tatsache ist: „Nur“ weil jetzt Urlaub angesagt ist, da ist der andere noch lange kein anderer Mensch… und alle (!) Probleme gehen natürlich mit auf die Reise, daran hat man vor lauter Urlaubssehnsucht nicht gedacht. Und es wäre nicht das erste mal, dass sich ein Paar nach dem Urlaub trennt oder gar scheiden lässt, weil gerade im schönsten Urlaubsparadies klar geworden ist, dass man eigentlich nur noch miteinander – nebeneinander – her lebt, sich kaum mehr etwas zu sagen hat.

Das heißt, die Unterschiedlichkeiten, die schon so lange „brodeln“, sind hier im Urlaub plötzlich so richtig deutlich geworden. Und wenn dann noch Alkohol dazu kommt, dann ist es für den anderen Partner – der nicht trinkt – oft besonders schlimm.
„Und haben Sie eine Aussicht, dass sich das ändert?“, fragte ich die Frau. „Nein, was habe ich schon alles versucht. Ich habe im Internet gesucht, ihm Therapie, Selbsterfahrungsgruppen der Anonymen Alkoholiker, Blaues Kreuz, Kreuzbund usw. vorgeschlagen.“
„Und wie lange wollen Sie das noch weiter mit machen? Bis Sie selbst alt, grau, krank und mit den Nerven am Ende sind und Psychopharmaka brauchen, damit Sie ihren Tag überstehen? Glauben Sie, dass Ihnen Gott dafür dieses Leben geschenkt hat?“ war meine Frage.
„Sagen Sie, wenn jetzt die berühmte gute Fee käme und Sie drei Wünsche frei hätten, was würden sie sich wünschen? Mal ganz schnell so aus dem Bauch heraus:“
„1. Frei sein. 2. Und einen Mann, der mich wertschätzt, achtet und liebt, und der nicht immer betrunken herumpöbelt.“
„Nun, dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben“, sagte ich zu ihr, „denn Sie sind natürlich nicht verpflichtet, mit ihm sein Alkoholikerleben zu teilen und mit ihm und in seinem Alkohol unter zu gehen.“ Da nickte sie heftig mit dem Kopf.
„Bravo“ sagte ich, „und vergessen Sie nicht: Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Sicher, eine Trennung tut wohl immer weh, aber sie kann, nein sie wird auch für jeden von Ihnen beiden eine neue Chance für ein neues Leben sein, ein Leben, dass Sie sich, für sich selbst, sicher schon lange wünschen.“
Ob unser Strandgespräch dieser verzweifelten Frau etwas geholfen hat? Wer weiß? Aber diese gute Fee, die gibt es überall auf der Welt und ganz besonders hier auf La Palma.

Erscheinung:
La Palma Kurier #1  www.lapalmakurier.com